Zehn Handlungsfelder für eine erfolgreiche Digitale Transformation
- Bernhard Nitz

- 2. Jan. 2023
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 15. Juli
Es gibt viele Möglichkeiten um eine digitale Transformation erfolgreich anzugehen. Die folgenden Handlungsfelder machen dich und deine Organisation für die Zukunft bereit.
Ist deine Organisation für den nächsten Schritt in der digitalen Transformation bereit?
Digitale Transformation ist kein Selbstzweck – sie ist ein strategisches Mittel zur Zukunftssicherung. Doch wie gelingt sie in der Praxis? Aus zahlreichen begleiteten Transformationsprojekten zeige ich Ihnen die Handlungsfelder, die sich branchenübergreifend als erfolgskritisch erwiesen haben.
Menschen und Kultur: Veränderung beginnt im Kopf - und zwar in Ihrem
Klare Antwort auf das „Warum“ der Transformation schaffen
Stakeholder und Betroffene frühzeitig und konsequent einbinden
Psychologische Sicherheit und eine möglichst positive Employee Experience sicherstellen
Fehlerkultur fördern – Lernen wie ein Kind: neugierig, mutig, hinfallen - aufstehen
Orientierung durch klare Leitplanken und Vorbilder geben
Die Transformation gelingt nur, wenn die betroffenen Menschen sie mittragen. Das mittragen lässt sich nicht durch ja und nein abfragen, es ist ein Spektrum. Für ein ehrliches Committment braucht es ein klares „Warum“, das Orientierung gibt und Sinn stiftet. Es braucht Prozess-Sicherheit und muss eine Antwort auf die Frage "What does it mean for me?" liefern. Wer Stakeholder frühzeitig in die Gestaltung einbindet und eine Kultur der Wertschätzung etabliert, schafft die Basis für nachhaltige Veränderung. Dialog und Abstimmungen sind kein Overhead sondern ermöglichen echte Zustimmung, echten Drive und haben das Potential die Energie aus Widerstand in Energie für die Transformation zu verwandeln. Fehler sind kein Risiko, sondern Lernchance – wenn der Rahmen stimmt.
Bestehendes Nutzen: Exploit before you explore!
Prozesse standardisieren & automatisieren, wo sinnvoll
KPI-basierte Steuerung etablieren
Effizienzgewinne als Investitionsbasis nutzen
Kleine Schritte, große Wirkung – kein Big Bang nötig
Bevor Energie in Neues investiert wird, lohnt sich der Blick auf das Bestehende. Wer Prozesse standardisiert, automatisiert und messbar macht, schafft Effizienz und damit Freiräume – finanziell und organisatorisch. Diese Effizienzgewinne sind kein Selbstzweck, sondern das Fundament für langfristige Transformation. Ein weiterer Vorteil ist, dass bereits aus diesen Aktivitäten gelernt und geübt werden kann. Die Mitarbeitenden können neue Methoden, Technologien und Arbeitsweisen lernen und erproben. Eine neue Kultur der Zusammenarbeit kann sich schrittweise entwickeln.
Wichtig: Es muss nicht immer die gesamte Prozesslandschaft auf den Kopf gestellt werden. Auch viele kleine Schritte führen zum Ziel, wenn sie konsequent in die richtige Richtung zielen.
Entscheidungen: Schnell, informiert, mutig
Entscheidungsprozesse analysieren & verschlanken
Verantwortlichkeiten klären („Wer entscheidet was, wann?“)
Entscheidungsfähigkeit als Führungsdisziplin trainieren
Bei Gremienentscheiden Gruppendynamik verstehen und berücksichtigen
Langsame Entscheidungen kosten Nerven, Energie, Zeit, Geld und Vertrauen. Wer Entscheidungsprozesse reflektiert, Verantwortlichkeiten klärt und Mut zur Verantwortung fördert, erhöht nicht nur die Geschwindigkeit – sondern auch die Qualität der Entscheidungen und die Klarheit in zentralen Unternehmensabläufen. Schlimmer als langsame Entscheidungen sind nur "Nicht-Entscheidungen".
Daten: Ein strategisches Asset
Strategisch bedeutende Daten heute & morgen definieren
Datenqualität & Zugänglichkeit der Daten sichern (Stichwort: Legacy-Systeme)
BCM & Compliance als Hygienefaktor
Daten sind kein Nebenprodukt – sie sind reales strategisches Kapital. Unternehmen müssen wissen, welche Daten sie haben, welche sie brauchen, wie sie diese nutzbar machen und sichern. Qualität, Verfügbarkeit und Sicherheit sind dabei nicht verhandelbar, sondern Voraussetzung.
Customer Experience: Nutzenoptimierung schlägt Wunschkonzert
Kunden strukturiert einbeziehen – Erkenntnisse analysieren und bewerten
Fundierte Entscheidungen - weg von Bauchgefühl und Wunschkonzert
Schnellen, spürbaren Mehrwert liefern
Time-to-Market als Differenzierungsmerkmal nutzen
Kundenzentrierung heißt nicht, jedem Wunsch nachzugeben - weder extern noch intern. Es geht darum, echten Mehrwert zu schaffen – schnell, spürbar und skalierbar. Wer Kunden früh einbindet und Time-to-Market als strategischen Hebel nutzt, schafft Differenzierung. Die strukturierte Einbindung spart zudem viel Geld, weil Bauchgefühl oder Partikularinteressen weniger Platz haben.
Innovation: Explore and jump the curve!
Innovationsfähigkeit gezielt aufbauen (nach Effizienzphase)
Ambidextrie strategisch bewusst gestalten (Explore vs. Exploit)
Fehler als Innovationspotentiale verstehen
Innovation braucht Struktur – und Freiraum. Wenn operative Standards angehoben und etabliert sind, kann mehr Energie in echte Neuerungen fließen. Ob integriert oder ausgelagert: Innovation gelingt nur, wenn Fehler erlaubt und Lernen gewollt ist. Wichtig: Echte Innovation ist nur dann möglich, wenn man bereit ist Fehler zu machen.
Agilität: Risikomanagement in der VUCA-Welt
Agilität als Antwort auf Unsicherheit & Komplexität verstehen
Feedbackzyklen verkürzen, Kundennutzen maximieren
Agilität richtig leben – nicht nur „Scrum machen“
Agilität ist kein Methodenkoffer, sondern ein Denkmodell und eine Haltung. Sie hilft, in komplexen Umfeldern schneller zu lernen und Risiken früh zu erkennen und ineffektive Perfektion zu vermeiden. Richtig verstanden ist Agilität ein wirksames Instrument des Risikomanagements, der Kundenorientierung und der operativen Ablaufoptimierung.
New Work: Kultur statt Kicker
Selbstbestimmung & Werteorientierung fördern
Eigenverantwortliche Entwicklung ermöglichen statt verordnen
Arbeitsumfeld gestalten, das Motivation ermöglicht
Fördern und Fordern: Die maximale Produktivität entsteht im Flow
New Work ist mehr als Home-Office. Es steht für ein Arbeitsumfeld, das Selbstverantwortung, Sinn und Entwicklung ermöglicht. Wer Mitarbeitende als Mitgestaltende versteht, schafft Motivation, Bindung und Leistung. Ein möglicher Nebeneffekt: Selbst für Führungskräfte wirkt ein solches Arbeitsumfeld entlastend und motivierend - wenn sie loslassen können.
Agile Verträge: Vertrauen & Kompetenz
Lieferantenbeziehungen als Lernpartnerschaften gestalten und pflegen
Klare Erwartungen & internes Know-how aufbauen und sichern
Vertrauen als Basis – Kontrolle durch Kompetenz
Externe Abhängigkeiten für Schlüsselkompetenzen minimieren
In der Transformation sind Lieferanten keine Dienstleister, sondern Partner. Klare Erwartungen, gegenseitiges Lernen und internes Know-how sind die Basis für tragfähige, agile Zusammenarbeit – auf Augenhöhe. Das ist keine Ausrede für die externe Partei, nicht ihr bestes zu geben. Ich selbst habe lieber einen Kunden, der mich jeden Tag konstruktiv herausfordert und damit meine eigene Weiterentwicklung befeuert, als Kunden die passiv darauf warten, dass sie von externe Berater zur Erleuchtung geführt werden.
KI & Data Analytics: Probieren geht über Studieren
Einsatzmöglichkeiten laufend prüfen und üben!!!
Bestehende Tools nutzen (z. B. KI-Agenten, Spesen-KI)
Internen Wissensaustausch und gemeinsames Lernen fördern (z.B. Brownbag-Sessions)
Leader müssen mit gutem Beispiel vorangehen und auch ihre Schwächen oder Sorgen in diesem Bereichen offen eingestehen!
Künstliche Intelligenz und Datenanalysen entfalten ihren Wert nur durch Anwendung. Wer regelmäßig prüft, wo Automatisierung und Skalierung möglich sind, schafft Fortschritt. Dafür braucht es von der Organisation einen klaren Rahmen, Orientierung und Führungskräfte, die mit gutem Beispiel vorangehen und Lernumfeld schaffen - denn egal was all die KI-Propheten von den Dächern posaunen, wir alle sind Lernende in diesem Prozess.



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